Das Finanzamt für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung in Wuppertal hat sich bundesweit einen guten Namen gemacht. Das Aufspüren von Schwarzgeldern in Panama und betrügerische Machenschaften von Banken deckten die Beamten auf. Zudem waren sie maßgeblich am Ankauf der „Steuer-CDs“ beteiligt, die NRW nach Angaben des Finanzministeriums 2,3 Milliarden Euro zusätzliche Steuereinnahmen eingebracht haben.
Jetzt macht das Amt Schlagzeilen, weil seine Top-Mitarbeiter gekündigt haben und zu einem „Gegenspieler“, der Unternehmensberatung Deloitte Legal, wechseln. Die Kanzlei vertritt unter anderem Unternehmen und Privatpersonen bei Durchsuchungen durch Steuerbehörden. Das berichtet der WDR und schreibt auf seiner Internetseite: „Anfang 2017 ging Peter Beckhoff, der langjährige Chef der Behörde, in Rente. Der damalige NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) machte Beckhoffs Stellvertreterin Sandra Höfer-Grosjean zur kommissarischen Nachfolgerin. Volker Radermacher wurde ihr Stellvertreter.“
Beamte scheiden zum 1. März aus
Und weiter: „Die beiden Beamten gehören zu den Top-Fahndern in der Wuppertaler Behörde. Und nun lösen sie ihr Beamtenverhältnis zum 1. März 2018 auf.“ Vom Finanzministerium gibt es zu dem Wechsel keine Stellungnahme. Vermutet wird, dass Höfer-Grosjean und Radermacher andere Gründe haben: Die Frage der Behördenleitung.
Ex-Finanzminister Walter-Borjans sagte dem WDR, er habe Höfer-Grosjean bewusst zur kommissarischen Leiterin bestellt, damit sie, so der Ex-Minister wörtlich „am Ende des Jahres die Befähigung zur Übernahme des Amtes“ habe. Der neue Finanzminister Lutz Lienenkämper (CDU) wollte so lange offensichtlich nicht warten. Er hat die Leitungsstelle im September 2017 behördenintern ausgeschrieben. Das sei beamtenrechtlich notwendig gewesen, teilt Lienenkämper am Freitag laut WDR mit. Das Verfahren sei ergebnisoffen gewesen und die am besten geeignete Person ausgewählt worden. Das ist Michael Schneiderwind, ein erfahrener Steuerfahnder aus Aachen.
Walter-Borjans: Rückschlag für die Steuerfahndung
Norbert Walter-Borjans sieht in dem Weggang der beiden Spitzen-Fahnder einen Rückschlag für die Steuerfahndung nicht nur in NRW. Bei Twitter schreibt er: „So fährt man sehenden Auges eine bestens aufgestellte Steuerfahndung vor die Wand.“ Sein Nachfolger Lutz Lienenkämper weist das nach Darstellung des WDR zurück. Das Verfahren zum Ankauf von Steuer-CDs bleibe unverändert. Der neue Dienststellenleiter werde die Arbeit in Wuppertal in gleicher Qualität fortführen.